08 November 2010

Räuber raus!

Alle Jahre wieder im Spätherbst kokonniert sich der gemeine Großstadtbewohner in seiner schönen Wohnung und empfindet vielleicht auch einen Mangel an Ideen zur persönlichen Biographiebewältigung. Da liegt es nahe, sich zur Abwechslung mal ein bisschen vor etwas zu fürchten. Unsere Ahnen haben es uns vorgemacht. In Ermangelung medialer Schreckgespenster gaben sie, am Feuer sitzend, jene weiter, die vorhanden und und überliefert waren: Roggenmuhmen, schwarze Männer, Hauskobolde. Da ist der deutsche Bundesbürger heute aufgeklärt drüber weg. Und nun?

Gottseidank gibt es ja die bundesdeutsche Einbruchsstatistik. Danke, liebe Welt online, dass Ihr in Sachen Panikmache auch in diesem Spätherbst mit beängstigenden Zahlen nicht geizt:

(...)"Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte im vergangenen Jahr rund 48 400 dieser Straftaten zwischen 6.00 und 21.00 Uhr. Das sind immerhin 14 Prozent mehr Fälle als 2008 und bedeutet die bislang deutlichste Steigerung seit 2005, als 38 500 Einbrüche angezeigt worden waren."(...)

Schonmal nicht schlecht. Da fehlt aber noch etwas, um es schön gruselig zu machen. Und richtig, Ihr liefert sie: Die Banden. Ein Räuber langt da nicht, wir brauchen da schon mehrere, gern auch was ostiges dazu:

(...)"Oft seien osteuropäische Banden unterwegs, die zuvor gezielt ihre Tatorte ausspionierten, sagt Carstensen. "Bei den Taten herrscht Arbeitsteilung, beispielsweise steigen ein bis zwei Diebe ein und durchsuchen die Wohnräume nach Wertgegenständen, andere sichern dabei den Fluchtweg" (...)

Prima so. Beinahe hätte ich auch schon alle Wohnungssicherungssysteme gekauft, die neben dem Artikel beworben wurden. Und diese Versicherung abgeschlossen, deren Anzeige direkt unter dem Artikel stand. Ich habs aber dann doch gelassen, weil wir hier zuhause ein raffiniertes Räuberabwehrsystem entwickelt haben. Das ist so grauenerregend, das gruselt uns schon selbst. Wenn hier einer einbrechen will, machen wir böse Gesichter und schreien. Weil wir aber auch ein bisschen Mitleid mit den armen osteuropäischen Banden haben, warnen wir vor uns mit diesem Schild:



Da soll uns mal keiner damit kommen, er hätte es nicht vorher gewusst. Dann muss nämlich hinterher auch keiner heulen. Frolleinchens.


Flavour heute: Queen of my castle

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